Karneval ist manchmal wie Fasching - und wirklich lustig geht anders

Ich habe während meiner Tätigkeit in den letzten Jahren festgestellt, dass der Karneval hauptsächlich von fünf Sorten Mensch geprägt wird
1. Ehrenamtler
Da sind all die Menschen, die als Ehrenamtler ihre Freizeit opfern und eine wirklich tolle Arbeit machen, um den Jecken den Spass zu ermöglichen
Sie erledigen die Vereinsarbeit, bereiten Sitzungen und Bälle vor, organisieren Frühschoppen und vorallem auch Benefizveranstaltungen
Sie kümmern sich um Kostüme und Zugteilnahmen.
Sie sind mit Herzblut dabei, und verdienen unser aller Hochachtung

Als Beispiel möchte ich hier die Sitzung für Ärm Lück des Kölner Husarenkorps 1972 eV nennen
Die Damen der Frauenkorps organisieren seit fast 10 Jahren diese Veranstaltung, die es auch denen, die nicht so gut gestellt sind, ermöglicht ein paar Stunden Spass an der Freund zu haben und zu vergessen wie hart der Alltag ist
Es gibt ein gemeinsames leckeres Mittagessen, und alkoholfreie Getränke und natürlich Kaffee.
Die Mädels des Vereins rennen unermüdlich durch den Saal, um die Gäste zu bedienen
Das ist aber nur ein Beispiel von Vielen. E sei auch noch genannt der Verein * Alles für Andere* oder all die Vereine, die z.B in die ehemaligen Riehler Heimstätten ( heute SBK) für ein paar Stunden Freude bringen
Der Dank gilt bei diesen Veranstaltungen natürlich auch bei den Künstler, die hier unendgeldlich auftreten. Und dabei sind wir dann schon bei der zweiten Sorte Mensch

2. Künstler
Ohne sie, wäre alles nichts. Bands, Solosänger/innen und Redner/innen sorgen für das Programm. Es ist oft der Beruf ,oft aber auch nur Hobby, dass sie auf die Bühne treibt
Leider ist die Ausgeglichenheit früherer Jahre zwischen Musik und guter Büttenrede, viel zu oft der reinen Partystimmung gewichen
In den letzten Jahren haben sich dann wieder erstklassige Redner den Platz auf der Bühne gesichert ...der Tuppes vom land zum Beispiel, der den Mut hatte die Reimrede wieder Saalfähig zu machen
Die Frau Kühne , die Familieneinerlei erstklassig zur Büttenrede macht oder Et Annegret vom Wochenmarkt, die als Marktfrauentype durchaus mit ihrem schloddrigen Mundwerk nicht nur Frauen begeistert und zu Standing Ovations animiert
Auch bei den Bands hat langsam ein Generationswechsel stattgefunden. Immer mehr junge Band strömen auf die Bühnen, und bei den alten Etablierten haben sich erste Mitglieder in den wohlverdienten Ruhestand zurück gezogen
Ohne diese Künstler und vorallem ihre Fahrer und ihre Teams wäre Stimmung in den Sälen nicht möglich, und das Publikum müsste sich selber unterhalten
3. Publikum
Auch hier darf man getrost zwei verschiedene Sorten Mensch unterscheiden ...die Einen, die die Sitzung bis zum Ende geniessen und feiern wollen und die Anderen, die schon zur Mitte durch ihren Alkoholpegel nicht mehr in der Lage sind, der Veranstaltung zu folgen
In den früheren Jahren gab es in den Sälen Weinzwang. Um Bier zu trinken musste man ins Foyer an die Bar, an der sich dann in den Pausen und auch während des Auftritts einzelner Künstler lange Schlangen bildete
Jetzt gibt es in viele Sälen Bier am Tisch oder man kann Pittermänche bestellen
Während am früher in Abendkleidung die Sitzung aufsuchte, unterscheidet man inzwischen grob unter Prunk- und Kostümsitzung, immer mehr Sitzungen werden auch in Gaststätten ausgelagert
Un beim Publikum ist es wie immer im Leben, die einen wollen Party, die anderen das geniessen für dass sie bezahlt haben, die einen führen lautstarke Gespräche, und stören damit die Darbietungen der Künstler, die anderen verbringen einen Großteil der Sitzung im Foyer... Sehen und gesehen werden ist hier das Motto-... aber dazu kommen wir in Kapitel 5
4. Kölsch Vernichter und sonstige Schluckspechte

Alkohol ist leider ein böses Thema im Karneval geworden.
Seit vielen Jahren wird am 11.11 eines Jahres um 11.11 Uhr der Karneval in der Kölner Altstadr eröffnet. Früher am Altermarkt , in den letzten Jahren am Heumarkt
Viele der Besucher stehen schon in aller Hergottsfrühe dort und warten auf den Beginn.
Leider erleben viele den Auftakt nicht mehr im Nüchternen ...schon ab 9 oder 10 liegen die ersten Betrunkenen herum..
Der Karnevalsauftakt in der Altstadt ist deshalb in Verruf geraten
Obwohl der Veranstalter die Ostermann Gesellschaft alles tut, um einen schönen Auftakt zu gewährleisten ...wird dieses durch den Alkohol und seine Fans zu nichte gemacht
Wer in den Mittagsstunden in die Altstadt muss, hat kaum eine Chance ohne Alkoholvergiftung sein Ziel zu erreichen, so alkoholgeschwängert ist die Luft
Schlimmer noch aber ist der Uringeruch , der überall in der Luft liegt, weil ganz besondere Ferkel meinen sich immer gleich an Ort und Stelle erleichtern zu müssen
Viele scheinen Karneval als Grund gesehen sich entschuldigungsfrei mit Alkohol abschiessen zu dürfen.
Was man davon hat, bleibt mich schleierhaft ...wer soviel Alkohol im Kopf hat, hat kein Hirn mehr um die Auftritte der Künstler, des designierten Dreigestirn und so weiter wahr zunehmen
Sich so grenzenlos abschiessen, kann man auch zu hause, da ist es erstens billiger und zweitens ist der Weg zur Toilette näher.
5. Selbstdartsteller und Geltungsbedürftige
Diese Gattung Mensch findet man in fast allen Bereichen ...Präsidenten von Vereinen, denen es nicht um den Zweck geht sondern nur darum in erster Reihe zu stehen, überall dabei zu sein.
*Künster* die keinen Ton richtig treffen, aber Weltmeister in der Vermarktung ihrer Person und ihres Nichtkönnens sind . Dank Social Media eine Kleinigkeit
Sogenannte Fotografen ...die nur am Rande das Geschehen fotografieren, sondern deren liebste Aufgabe es ist, sich mit den Stars fotografieren zu lassen
Fotograf ist allgemein der, der hinter der Kamera steht
In manchen Fällen heisst aber die einzige Devise.. Ich und der Star, Ich mitten drin , ich ich ich

Karneval ist ein Haifischbescken, in dem sich alle Sorten Menschen tummeln ...wie im ganz normalen Leben. Da man aber im Karneval schneller in den Focus der Öffentlichkeit gerät, ist es ein perfektes Biotop für solche Selbstdarsteller.
Und mit einem Pressausweis, den man im Internet gekauft hat und einer im Handel oder bei Ebay preiswert erstandenen Digitalkamera, kann man sich schell wichtig tun
Die von Gesellschaften und Künstlern erwartete Leistung bleibt aus, bestenfalls bekommt man Bilderreihen in den Sozialen Medien zu sehen, mit Fotos die mehr oder weniger gewöhnungsbedürftig sind
Karneval ist also nicht immer lusitg, doch wer bei all der Oberflächligkeit, der Heuchelei, den Intrigen, dem Alkoholmissbrauch usw noch den Humor behält, dass ist wohl ein wahrer Karnevals Jeck

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